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Sicherheit in der Erlebnispädagogik

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Die Installation, als auch die Durchführung erlebnispädagogischer Programme bergen ein nicht unerhebliches physisches Sicherheitsrisiko. Diese Seite soll dazu dienen, den Erfahrungsaustausch über gefährliche Interaktionen zu fördern und damit Sicherheit in der Erlebnispädagogik zu unterstützen. Diese Seite "lebt" und gestaltet sich durch Ihren Erfahrungsbeitrag. Auf Wunsch kann Ihr Beitrag anonym behandelt werden.

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Sicherheitsberichte nach Interaktionsübungen geordnet:
Generelle Sicherheitshinweise 
Seil- und Klettergeräte (Ropes Course) Seilbahn
Spiele Hebeübungen
Klettern/Abseilen Abseilen


Seilbahn ("Flying fox")

Erfahrung mit Bremsseil 16.06.2004

Bei der Durchführung einer Erlebniswoche für Jungen stand auch der Bau eines Flying Fox auf dem Programm. Die Länge der Seilbahn betrug ca. 30m. Als Bremse verwendete ich Prusikschüre am Ende des Fürhungsseiles und ein dynamisches Brems(Kletter)seil. Das Bremsseil hatte ich so bemessen, dass es sich ca. 2,5m vor dem unteren Baum spannen sollte. Während der langsamen Probefahrten gab es damit auch keine Probleme. Bei der ersten Fahrt jedoch, welche ziemlich schnell verlief, spannte sich zwar das Seil. Doch wurde das verwendete dynamische Seil so gedehnt, dass die abfahrende Person beinahe an den Baum gekracht wäre.

Also Achtung!: Bremsseillänge mit der Dehnung des dynamischen Seiles einplanen. In unserm Fall ca. 5-6m vor dem Ende des Flying Fox.

Dieter Prenninger-Hackl

Stellungnahme zum Unfall am 6. Juni 2000 im Klettergarten Kanzianiberg

Am 6. Juni 2000 stürzte ein 18 jähriger Schüler bei der Benutzung einer Seilbahn ("flying fox") 30 m in die Tiefe und verstarb noch an der Unfallstelle. Der Schüler gehörte einer Schulklasse an, die im Rahmen einer Schulsportwoche schwerpunktsmäßig und unter Betreuung von staatlich geprüften Berg- und Schiführern Aktivitäten im Klettergarten Kanzianiberg nachgingen.

Die Mitglieder der Gruppe, welcher das Opfer angehörte, konnten in den Tagen vor dem Unfall bei verschiedenen Stationen die grundlegenden Seil- und Sicherungstechniken kennenlernen. Am Vormittag des 6. Juni stieg die Gruppe über einen versicherten Klettersteig auf den Sonnwendkopf. Vom Sonnwendkopf aus sollte in weiterer Folge die sogenannte Blockschlucht über eine 40 m lange Seilbahn überquert werden. Für dieses Unternehmen ist von den Betreibern des Klettergartens als fest installierte Einrichtung ein Stahlseil sowie ein parallel darüber verlaufendes Kletterseil gespannt worden. Der Aufbau der Seilbahnaufhängung erfolgte stets nach folgendem Schema: Am Stahlseil läuft eine Seilrolle "Tandem Cable" der Firma Petzl, die Redundanz der zwei Seile wird durch eine Bandschlinge hergestellt, die mittels je einem Twistlockkarabiner an der Seilrolle bzw. am Kletterseil fixiert ist. In der unteren Öse der Seilrolle wird über einen weiteren Twistlockkarabiner eine V-förmige Bandschlinge (Petzl "Energyca") befestigt. Über ein Ende dieser Schlinge wird die Geschwindigkeit der Seilbahn gesteuert, wozu ein separates Kletterseil vom jeweiligen Bergführer über ein Sicherungsgerät bedient wird. Das zweite Ende der "Energyca-Schlinge" ist durch eine doppelt genommene, 60 cm lange Bandschlinge verlängert. Diese Bandschlinge soll zum einen gewährleisten, dass die Schüler mit den Händen nicht zum Stahlseil greifen können, weiters erlaubt diese Verlängerung ein bequemeres und sicheres "Landen" auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht. Die zwei Schlaufen der Bandschlinge sind in einem Twistlockkarabiner (DMM "Wales") zusammengeführt, der den Aufhängepunkt für die Seilbahnbenutzer darstellt.

Als die Schülergruppe am Unfalltag die Seilbahn erreicht, quert gerade eine andere Gruppe die Schlucht. Nach Freiwerden der Station fahren zuerst eine Lehrperson und anschließend zwei Schüler über das Stahlseil. Das gesamte Aufhängesystem, einschließlich des untersten Karabiners wird nach erfolgtem Schluchtübergang mittels Bremsseil wieder zurückgezogen und der Twistlockkarabiner bei der nächsten Person in den Seilring eingehängt. Der doppelte Seilring verbindet bei den Schulsportwochen im Klettergarten Kanzianiberg standardmäßig den Hüftgurt mit einem Brustgurt.

Wie beschrieben wird auch beim späteren Opfer der Twistlockkarabiner im Seilring befestigt. Kurz darauf fährt der Schüler, mit beiden Händen an der "Energyca-Schlinge" über die Schlucht. In der Schluchtmitte wird der Schüler, wie alle Personen auch davor, mit dem Bremsseil gestoppt. Nach einem zwei- bis dreimaligen kräftigeren Schwingen stürzt der Schüler plötzlich in die Tiefe. Unglücklicherweise wird durch den Aufprall auch ein zweiter Schüler in Mitleidenschaft gezogen und an den Beinen schwer verletzt. Im Seilring des abgestürzten Opfers kann der unbeschädigte und offensichtlich intakte Twistlockkarabiner sowie die 60 cm lange Bandschlinge, die mit einer Schlaufe noch im Karabiner hängt, sichergestellt werden.

Aus der Sicht des Unterfertigten kann zum Geschehen grundsätzlich festgestellt werden, dass die Seilbahn fachgerecht errichtet und bedient worden ist und dass die gewählte Konstruktion dem Stand der Technik entspricht. Zur Ursachenermittlung der Unfalls wurden noch am selben Tag auf der Seilbahn sowie mit freier Hand bei der Bandschlinge und dem Karabiner verschiedenartigste Belastungsversuche durchgeführt. Fußend auf den Erkenntnissen dieser Untersuchungen und unvorgreiflich den Ergebnissen der gerichtlichen Erhebungen können folgende zwei Möglichkeiten, die zu einem Öffnen des Karabiners geführt haben, in Betracht gezogen werden:

· Der Schüler greift in einer unkontrollierten Handbewegung zum Karabinerverschluss, öffnet diesen und eine Schlaufe der Bandschlinge hängt sich, in einer durch die Schwingbewegung verursachten Entspannungsphase, selbsttätig aus.

· Der Verschluss des Twistlockkarabiners wird während des Schwingens durch eine bestimmte, dynamische Belastungssituation von der Bandschlinge geöffnet. Eine derartige Situation kann durch ein Querstellen des Karabiners begünstigt werden. Ebenso kann auch eine unsymetrische Belastung der Bandschlinge, die durch ein Verklemmen der Schlingenvernähung in der schmalen Öse der "Energyca-Schlinge" möglich ist, in Verbindung mit der Schwingbewegung zu der verhängnisvollen Drehbewegung des Karabinerverschlusses führen.

Dieser erste bislang bekannt gewordene Unfall mit einem Twistlockkarabiner beim Betrieb einer Seilbahn muss Anlass sein, das Sicherheitspotenzial des gegenständlichen Ausrüstungsgegenstandes für diesen aber auch für ähnliche Einsatzzwecke neu zu bewerten. Ob der Karabiner unabsichtlich durch den verunglückten Schüler oder durch die Bandschlinge geöffnet wurde ist nicht von entscheidender Relevanz, da beide Möglichkeiten durch sicherheitstechnische Maßnahmen ausgeschlossen werden müssen. Für die Zukunft als Alternative zum Twistlockkarabiner einen Schraubkarabiner zu verwenden kann nur bedingt angeraten werden, da auch bei dieser Verschlusssicherung bereits unbeabsichtigte Öffnungsvorgänge festgestellt werden konnten.

Es wird daher die Empfehlung ausgesprochen, für Aktivitäten, bei denen der Sicherungskarabiner einer wechselnden Be- und Entlastung ausgesetzt ist, vorläufig eine redundante Sicherung durch zwei gegenläufig eingehängte Schraub- oder Twistlockkarabiner zu verwenden. Durch dieses System kann ein selbsttätiges Öffnen beider Karabiner mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, die Festigkeit der Aufhängung wird zusätzlich erhöht.

Um die Sicherheit von Schraub- und Twistlockkarabinern objektiv und nachvollziehbar bewerten zu können, beabsichtigt der Verband der Österreichischen Berg- und Schiführer die Einsetzung einer eigenen Arbeitsgruppe. Ziel dieses Vorhabens ist eine Prüfung der verschiedenen Produkttypen sowie die Ausarbeitung einer Empfehlung, die den Umgang mit Karabinern mit Verschlusssicherung regeln soll.

Mag. Gerald Valentin
Sachverständiger für Alpinistik und Alpine Sicherheit



Hebeübungen (Wand, Spinnennetz, elektrischer Zaun, ...)

Bei kooperativen Abenteuerspielen, die die Überquerung eines Hindernisses durch die Gruppe beinhalten, z. B. die Wand, das Spinnennetz, elektrischer Zaun etc., hatte ich jetzt bereits zweimal einen ähnlichen Fall. Trotz entsprechender Hinweise auf die implizite Gefahr wurde durch die Dynamik des Spiels nicht mehr auf absolute Sorgfalt geachtet und Teilnehmer verdrehten sich den Knöchel / das Knie. Beide Teilnehmer hatten vorher bereits Bänderprobleme in eben diesem Bereich gehabt!

Ein verstauchter Knöchel ist kein großer Unfall, aber trotzdem sehr unangenehm, für den Betroffenen wie auch für die Gruppe. Die Gefahr liegt meiner Meinung nach gerade darin, dass die Teilnehmer sie in den "niedrigen" Übungen nicht erkennen.


Abseilen

Beim Abseilen von einer Brücke kippte jemand hintenüber, da die Scheu, die Füße von der Brücke zu nehmen so groß war, dass die Person irgendwann die Füße weiter oben hatte als den Rumpf. Eigentlich wäre ein Brustgurt meiner Ansicht nach nicht unbedingt notwendig gewesen, da die Person weder dick war noch einen Rucksack trug. Der Eindruck des kippenden Körpers war aber sowohl für die anderen Teilnehmer als auch für mich erschreckend, so dass wir bei Brücken-Abseil-Aktionen inzwischen prinzipiell für alle auch Brustgurte benutzen.

(Passiert ist übrigens in der geschilderten Situation - vom Erschrecken abgesehen - nichts.)
Ich wünsche allen ein immer gesundes Heimkommen!

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